Elektronische Anzeigetafeln des GHGW-Systems bei Rubigen
Die meisten Staus auf dem Nationalstrassennetz sind auf Verkehrsüberlastung zurück zu führen. Um den Verkehr auch in den Spitzenzeiten möglichst lange flüssig zu halten, setzt das Bundesamt für Strassen (ASTRA) unter anderem auf Verkehrsmanagement-Massnahmen. Eine solche Massnahme ist ein System zur Geschwindigkeitsharmonisierung und Gefahrenwarnung (GHGW).
Die Geschwindigkeitsharmonisierung funktioniert mittels einer verkehrsabhängigen Regelung des Tempolimits. Bei starkem Verkehrsaufkommen wird es schrittweise auf 100 oder 80 km/h gesenkt. Damit steigt die Leistungsfähigkeit der betreffenden Strasse. Die Fahrzeuge können näher aufschliessen und die Brems- und Beschleunigungsvorgänge nehmen ab. Auch das Phänomen der überfüllten Überholspur und fast leeren Normalspur wird reduziert, weil sich die Geschwindigkeiten von Lastwagen und Autos angleichen. So bleibt der Verkehr länger flüssig, und bei dichtem Verkehr kommt man somit trotz tieferem Tempolimit rascher ans Ziel.
Das Prinzip der Geschwindigkeitsharmonisierung wird bisher auf den Schweizer Nationalstrassen bereits auf rund 345 Kilometern Länge angewandt. Nun folgen zwei weitere Abschnitte: Auf der A6 zwischen Muri und Thun-Nord und auf der A14 Rütihof-Rotsee wurde in den letzten Monaten ein System der neusten Generation installiert. Die Inbetriebnahme auf der A6 erfolgt im Dezember 2017, auf der A14 im Januar 2018.
Automatische Temporegelung
Das System besteht aus dynamisch gesteuerten Signalen, die an Stahlportalen oder an Brücken über der Autobahn angebracht werden. Auf der A6 sind das total 31 Standorte, davon 16 in Fahrtrichtung Thun und 15 in Fahrtrichtung Bern. An diesen Querschnitten werden gleichzeitig die Verkehrsmenge und die Geschwindigkeit der Fahrzeuge gemessen. So erkennt das System eine drohende Verkehrsüberlastung und kann automatisch das Tempolimit im Abschnitt reduzieren.
Das GHGW-System verbessert neben dem Verkehrsfluss auch die Sicherheit, denn weniger Stau bedeutet gleichzeitig weniger Unfälle. Aber auch die Gefahrenhinweise tragen zu einer besseren Sicherheit bei. Ein Beispiel: Sollte ein Unfall passieren, werden nachfolgende Automobilisten viel rascher und effizienter gewarnt. Während vorher eine Polizeipatrouille ausrücken und von Hand Faltsignale aufstellen musste, kann die Polizei nun per Fernzugriff das Tempo reduzieren und eine Warnanzeige «Achtung Unfall» einblenden. Auch vor anderen Situationen wie etwa Bauarbeiten kann das System gezielt warnen.
Schrittweise Inbetriebnahme
In dieser Woche läuft beim GHGW auf der A6 der sogenannte Blindbetrieb. Das System läuft dabei im Hintergrund, die Anzeigen bleiben ausgeschaltet. In der Woche vom 18. bis 23. Dezember 2017 wird das System erstmals über eine längere Zeit sichtbar eingeschaltet. Anschliessend folgen zwei weitere Wochen mit Blindbetrieb, und ab dem 9. Januar 2018 ist der Regelbetrieb geplant, wobei bis Ende Februar noch mehrere Beobachtungs- und Justierungsphasen geplant sind.